Fazit einer großen Langzeitstudie
(BZfE) – Viele Menschen nehmen Vitamine ein, um ihre Fitness zu verbessern und Krankheiten vorzubeugen. Nach einer Langzeitstudie aus den USA mit mehr als 390.000 Teilnehmenden kann die tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten das Leben aber nicht verlängern.
Bei einer ausgewogenen Ernährung wird der Körper mit fast allen Vitaminen ausreichend versorgt. Dennoch nimmt jeder dritte Deutsche mindestens einmal pro Woche Vitamine über Nahrungsergänzungsmittel zu sich, jede sechste Person sogar täglich. Bei knapp einem Drittel der eingenommenen Produkte handelt es sich um Multivitaminpräparate.
Es ist nicht einfach, Nutzen und Risiken von Multivitaminpräparaten wissenschaftlich zu beurteilen. Das kann daran liegen, dass Kranke und Ältere, aber auch Gesundheitsbewusste öfter auf eine Nahrungsergänzung setzen. Ein weiterer Punkt ist, dass sich die Einnahme mit der Zeit ändern kann.
Um die Thematik möglichst differenziert zu betrachten, haben Forschende des US-amerikanischen National Cancer Institutes (NIH) Daten aus drei Beobachtungsstudien zusammengefasst und ausgewertet. Insgesamt waren rund 390.000 Erwachsene beteiligt, die zu Beginn frei von Krebs und anderen chronischen Erkrankungen waren. Sie machten mehrmals Angaben zur Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln und ihren Ernährungs- und Lebensgewohnheiten. Im Laufe von bis zu 27 Jahren wurden knapp 165.000 Todesfälle festgestellt.
Das Fazit der Forschenden: Die langfristige tägliche Einnahme von Multivitaminpräparaten konnte die Lebensspanne von gesunden Erwachsenen nicht verlängern. Im Gegenteil: Die Mortalität in der Studie war im Vergleich zu Personen ohne Nahrungsergänzung sogar um vier Prozent erhöht. Allerdings können Beobachtungsstudien keine ursächlichen Zusammenhänge nachweisen, sodass weitere Forschungen notwendig sind.
Gesunde Menschen brauchen bei einer abwechslungsreichen und ausgewogenen Ernährung in der Regel keine Nahrungsergänzung. Es gibt Ausnahmen wie zum Beispiel Folsäure vor und in der frühen Schwangerschaft oder Vitamin B12 bei einer veganen Kost. Im Zweifel ist es sinnvoll, ärztlichen Rat einzuholen oder eine Ernährungsfachkraft aufzusuchen. Sie können anhand eines aktuellen Blutbildes oder der Betrachtung der Ernährungsgewohnheiten bei der Entscheidung helfen. Wer unnötigerweise hoch dosierte Vitamine einnimmt, riskiert eine Überversorgung und damit unerwünschte Auswirkungen auf die Gesundheit.
Es ist wenig überraschend: Für ein langes und gesundes Leben reicht die Multivitaminpille nicht. Neben den Genen spielen viele Faktoren zusammen. Gute Voraussetzungen schaffen eine pflanzenbetonte Ernährung und ausreichend Bewegung, ein normales Körpergewicht, wenig Stress und gute soziale Kontakte.
Autorin: Heike Kreutz, www.bzfe.de