Männer müssen mehr trinken als Frauen
(BZfE) – Unser Körper besteht zu mehr als der Hälfte aus Wasser. Ausreichend Flüssigkeit ist unverzichtbar, da Wasser eine zentrale Rolle im Organismus spielt. Nach allgemeinen Empfehlungen sollten täglich 1,5 bis 3 Liter Wasser getrunken werden, aber diese Angaben beruhen nur auf groben Schätzungen.
Unser Wasserbedarf ist sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig wie unter anderem Geschlecht, und Körpergewicht. Das lässt eine internationale Studie vermuten, an der rund 5.600 Menschen aus mehr als 20 Ländern beteiligt waren.
Welche Wassermenge verarbeitet der Körper tatsächlich am Tag? Mit dieser Frage hat sich ein internationales Forschungsteam unter Leitung von Yosuke Yamada von „National Institutes of Biomedical Innovation, Health and Nutrition“ in Japan beschäftigt. Die Teilnehmenden tranken ein Glas mit 100 Milliliter Wasser, in dem die normalen Wasserstoffatome durch das schwere Wasserstoff-Isotop Deuterium ausgetauscht waren. Mit Hilfe dieser Isotopenmarkierung lässt sich das Wasser im Körper nachverfolgen.
Die Forschenden bestimmten die Rate, mit der jede Versuchsperson die stabilen Isotope im Laufe der Zeit über Urin und andere Wege abgegeben hat. Daraus ergab sich der Wasserumsatz, nämlich die Wassermenge (in Liter pro Tag), die der Körper täglich verbraucht. Die tägliche Wasseraufnahme aus Flüssigkeiten und Nahrungsmitteln entspricht schätzungsweise rund 85 Prozent dieses Werts.
Offenbar ist der tägliche Wasserumsatz individuell sehr unterschiedlich. Männer brauchen im Vergleich zu gleichaltrigen Frauen bei ähnlichen Bedingungen 0,4 Liter mehr Wasser am Tag. Eine Erklärung dafür ist, dass Männer meist mehr Muskelgewebe haben, das im Vergleich zu Fettgewebe einen höheren Wasseranteil hat. Bei Männern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren ist der Wasserumsatz am höchsten, während er bei Frauen in der Schwangerschaft und Stillzeit ansteigt. Ab 50 Jahren ist der tägliche Bedarf im Allgemeinen rückläufig und mit 80 Jahren um 0,7 Liter geringer als im Alter von 30 Jahren.
Auch das Körpergewicht nimmt Einfluss: Wer 50 Kilogramm mehr auf die Waage bringt, braucht 0,7 Liter mehr Wasser täglich. Schließlich hängt der Wasserumsatz natürlich auch von körperlicher Aktivität und Klima ab. In weniger entwickelten Ländern ist er tendenziell höher. Das könnte daran liegen, so eine Vermutung der Forschenden, dass sich Menschen in reicheren Ländern häufiger in klimatisierten Räumen aufhalten und daher weniger schwitzen.
Nach den Studienresultaten sind allgemeine Empfehlungen für die tägliche Flüssigkeitsaufnahme schwierig. Die Forschenden haben eine hochkomplexe Formel entwickelt, mit der sich der individuelle Wasserumsatz für jeden Menschen anhand verschiedener Faktoren berechnen lässt. Für den Einzelnen ist das aber zu kompliziert und es bleibt bei der Empfehlung mindestens 1,3 bis 1,5 Liter zu trinken (bevor man Durst bekommt). Exakte Zahlen für die empfohlene Wasserzufuhr gewinnen nach Ansicht der Forschenden aber gesellschaftlich angesichts des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung an Bedeutung.
Heike Kreutz, www.bzfe.de